FAQ zum Film "Die purpurnen Flüsse"

von René Meyer; letzte Änderung: 8. Juni 2006

Cover Viele Besucher (so auch ich zunächst :-), haben den Film nicht recht verstanden.

Das rührt einerseits von der komplexen Handlung (und den vielen französischen Namen); andererseits basiert der Film auf einem Roman, der noch um einiges komplizierter ist.

Eine Reihe von Sachverhalten des Buches ist im Film nur angedeutet; außerdem wurden Inhalte stark vereinfacht. Das führt leicht zu Schwierigkeiten im Verständnis.

Die kleine FAQ soll mögliche Fragen nach dem Sehen des Films beantworten. Weitere Details über den Film finden Sie auf der Website des Regisseurs.

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Fragen und Antworten

FAQ?

Frequently Asked Questions. Häufig gestellte Fragen (und deren Antworten) zu einem Themengebiet.

Was sind die "purpurnen Flüsse"?

Damit ist das Blut des perfekten Menschen gemeint, im konkreten Fall die Adern der Bergbewohner.

Was ist die Verschwörung?

Das Ziel der Verschwörung ist es, den perfekten Menschen zu schaffen: klug und stark. Dazu tauschte der Krankenpfleger auf der Entbindungsstation die schwächlichen Babys der Professoren mit den gesunden Kindern der Bergbewohner aus. Der Bibliothekar sorgte mit der Sitzverteilung für eine ideale Paarung: Die meisten Studenten, die sich über Jahre im Lesesaal gegenüber saßen (sitzen mussten), heiraten später.

Dieses Vorgehen erschien notwendig, da die Studenten und Universitätsmitarbeiter meist untereinander heirateten, was Erbkrankheiten förderte. Durch das Vertauschen ihrer Babys mit Außenstehenden wurde frisches Blut eingebracht, während gleichzeitig die Bergbewohner kranke Kinder bekamen.

Wie lautete gleich das Motto der Doktorarbeit von Callois?

"Wir sind die Herren, wir sind die Sklaven. Wir sind überall, wir sind nirgendwo. Und wir beherrschen die purpurnen Flüsse."

Gemeint ist, daß die Verschwörer gleichzeitig anonym im Hintergrund agierten, aber tatsächlich an ihren Schlüsselposten die Fäden in der Hand hielten. Sie beherrschten das Blut der Stadt, die purpurnen Flüsse.

Ich habe die Sache mit den Zwillingen nicht verstanden ...

Die Verschwörer vertauschen Professoren-Babys mit Babys der Bergbewohner. Die Bergbewohner werden bereits frühzeitig für einen Austausch ausgewählt.

Eine Bergmutter bekommt unverhofft Zwillinge. Da die Professorenmutter nur ein Kind hat, wird nur ein Zwilling vertauscht. Allerdings wäre es später aufgefallen, wenn die Zwillinge völlig unterschiedlich ausgesehen hätten. Der Krankenpfleger täuscht daher den Bergeltern den plötzlichen Tod eines ihrer Zwillinge vor. Man vertauscht nur das eine Kind und sagt der Mutter, das andere wäre verstorben.

- Der erste Zwilling bleibt bei den Bergeltern.
- Der zweite Zwilling geht an das Professorenpaar.
- Das Kind der Professoren stirbt.

Jahre später kommt die Bergmutter mit ihrem Kind zurück nach Guernon; und beide Zwillinge kommen zufällig in eine Klasse. Das ist die Bedrohung für die Verschwörer: Zwei Mädchen, die Aussehen wie Zwillinge, aber aus verschiedenen Familien stammen. Das kann nur zwei Gründe haben: Irrtum oder Absicht auf der Entbindungsstation.

Mehr Details zu den Zwillingen!

Die Mutter der Zwillinge ist (im Buch) Lehrerin. Sie wird Jahre später nach Guernon versetzt und trifft dort zufällig das zweite Zwillingskind, das genauso aussieht wie ihre Tochter. Beide Kinder gehen nun in eine Klasse, es werden Foto geschossen, auf denen beide Kinder zu sehen sind.

Die Mutter will die Professorenfamilie, die ein Mädchen erzieht, das exakt so aussieht wie ihre Tochter, zur Rede stellen. Auf der Fahrt dorthin fallen Mutter und Tochter beinahe einem Mordanschlag zum Opfer, Täter sind natürlich die Verschwörer. Der Vater will die Verschwörer zur Rede stellen und wird getötet. Mutter und Tochter flüchten nun; später wird ein Autounfall vorgetäuscht, damit die Tochter nicht mehr verfolgt wird.

Die Berg-Tochter, ihre Mutter und die Professoren-Tochter bilden ein Bündnis. Die Berg-Tochter lebt im Schatten ihrer Schwester; selbst die Professoren-Eltern wissen nichts von dem zweiten Kind. Die Mutter beauftragt eine Nonne, alle Klassenfotos zu beseitigen, auf denen beide Kinder zu sehen sind.

Der Verkehrsunfall ...

Der Verkehrsunfall wurde von der Mutter inszeniert, um den Tod des Kindes vorzutäuschen. Als Opfer wurde ein geeignetes, eben verstorbenes Kind gesucht. Der Finger stammte von Judith, um keine Zweifel an der Identiät des Opfers zu lassen.

Woher stammt denn die Leiche?

Die Mutter las Todesanzeigen und Artikel über Autounfälle, bis sie auf einen Jungen stieß, der im gleichen Alter war wie die Zwillinge und gerade an einem Mofa-Unfall gestorben war. Er wurde ausgegraben und für den Unfall verwendet.

Warum rächen sich die Zwillinge gerade zu diesem Zeitpunkt?

Das wird im Buch erklärt. Die Krankenschwestern führen interne Papiere mit dem Gewicht der Kinder. In den offiziellen Geburtsakten steht das Gewicht der vertauschten Kinder. Diese Differenz fiel erst jetzt auf. Das brachte das Faß zum Überlaufen, nachdem sich die Schatten-Schwester immer rächen wollte.

Wer hat auf Pierre Niémans gefeuert?

Die Fingerabdrücke von der Waffe und dem Finger von Judith sind ähnlich. Der Beamte erklärt die geringen Unterschiede mit dem großen Altersunterschied - immerhin stammt der Finger von einer 10jährigen. Doch: Ohne Finger hätte Judith nicht schießen können. Und noch weniger hätte sie einen Abdruck des Fingers hinterlassen können. Tatsächlich war Fanny die Schützin. Die Fingerabdrücke von Zwillingen sind nicht gleich, aber ähnlich. Daraus ergeben sich die geringen Unterschiede der beiden Abdrücke. (Ergänzung/Korrektur von Rudolf Plattig.)

Warum wurde das Grab geschändet?

Nach dem Tod des Bibliothekars wollten die beiden anderen Täter, der Krankenpfleger und der Augenarzt, sichergehen, daß Judith tatsächlich "wieder" am Leben war. In seiner Wohnung hatte sie nämlich einen konkreten Hinweis hinterlassen, den Text "Ich gehe zurück zur Quelle der purpurnen Flüsse. Judith".

Warum war nur ein Foto im Grab?

Im Buch haben die Zwillinge das Grab mit Rattenknochen aus dem Labor des Krankenpflegers gefüllt. Schwer zu sagen, ob das Foto damals von der Mutter oder jetzt von den Zwillingen in das Grab gelegt wurde; beide Varianten sind plausibel, wenngleich im Buch das Grab erst "geleert wird" (es müsste ja die Leiche des überfahrenen Kindes enthalten), bevor es die Zwillinge mit Knochen füllen.

Was haben die Nazis damit zu tun?

Nichts. Die Hakenkreuze wurden nur an das Grab gebracht, um die Untersuchung des Grabs als Nazi-Schändung wirken zu lassen.

Was hat der Rektor damit zu tun?

Im Buch: Nichts. Die Verschwörung ist eine Initiative der drei Opfer. Der Rektor spielt im Buch kaum eine Rolle. Soweit ich mich erinnere, kommt sein Sohn nicht einmal vor. Die Darlegung des Films ist für mich schlüssiger, wenngleich die Täter an Schlüsselpositionen saßen. Die Theorie der "Nazi-Uni" paßt aber besser zum geplanten Showdown, dem Zerstören der Uni, der im Buch ebenfalls nicht vorkommt.

Der Krankenpfleger und der Bibliothekar können doch unmöglich die Täter sein, wo sie doch gerade mal so alt wie Fanny und Judith sind.

Die beiden haben die Arbeit ihrer Väter, die bereits gestorben sind, fortgeführt. Der Bibliothekar verkuppelte die Professoren-Kinder mit den Dorf-Kindern; der Krankenpfleger vertauschte die Kinder in der Entbindungsstation.

Warum wurde die Mutter Nonne?

Vereinfachung: "Weil sie danach verrückt wurde", wird im Film orakelt. Im Buch ist die Mutter noch ganz gesund und nicht mit der Nonne identisch. Die Nonne wurde von der Mutter beauftragt, sämtliche Beweise für die Existenz des Mädchens zu beseitigen, durch Einbrüche und Kaufen der Klassenfotos.

Was ist mit den Augen der Nonne?

Durch die jahrelange Dunkelheit ist sie erblindet.

Warum wurde (nur) der Bibliothekar gefoltert?

Um die Wahrheit über den ganzen Fall zu erfahren. Deswegen wurden die weiteren Opfer nicht mehr gefoltert.

Warum fehlen den Opfern Hände und Augen?

Weil Hände und Augen einen Menschen eindeutig identifizieren. Die Zwillinge wollten den Tätern das nehmen, was ihnen genommen wurde: die Identität.

Wenn der Augenarzt auch Teil der Verschwörung war, warum bringt er Pierre auf die richtige Spur?

Vereinfachung: Im Buch erfährt Pierre wesentliche Teile von einer anderen Person, dem Direktor der Blindenschule, die im Film nicht vorkommt.

Wie kann Max an einem Abend die zweimal 200 Kilometer zum Grab und wieder zurück nach Guernon fahren?

Im Buch: Gar nicht. Die nachfolgende Autofahrt (mit dem angreifenden Jeep) bestreitet Pierre im Buch deshalb allein.

Warum arbeiten die Polizisten allein?

Im Buch haben sie jede Menge Hilfe. So gibt es einen Nebenstrang, bei dem ein Kollege von Pierre vom Augenarzt getötet wird, nachdem er zu viel erfahren hat.

Warum operieren die beiden Polizisten am Rand der Legalität? Der junge stiehlt ein Auto, der ältere greift den Rektor an ...

Im Buch erfährt man mehr darüber. Beides sind raue Burschen; Max war vor seiner Polizei-Arbeit ein Verbrecher; Pierre hat in der Nacht vor Filmbeginn einen Hooligan totgeschlagen.

Gibt es eine sexuelle Spannung zwischen Pierre und Fanny?

Im Buch haben die beiden Sex miteinander.

Warum hat Pierre Angst vor Hunden?

Das wird auch im Buch nicht erklärt. Pierres Angst vor Hunden hat im Film einen viel größeren Stellenwert. Im ganzen Buch ist kaum ein Hund zu sehen. Der Krankenpfleger experimentierte nicht mit Hunden, sondern mit Ratten.


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Die französischen Namen ...

Guernon der Universitäts-Ort
Sarzac der Grab-Ort
Pierre Niémans der alte Polizist
Max Kerkerian (im Buch: Karim Abdouf) der junge Polizist
Judith Herault / Fanny Ferreira das Mädchen
Rémy Callois Bibliothekar, das erste Opfer
Philippe Sertys Krankenpfleger, das zweite Opfer
Edmond Chernecé Augenarzt, das dritte Opfer

Der Originaltitel von Film und Buch lautet "Les Rivières pourpres".

Weitere Details über die Schauspieler sind in der IMDB zu finden (Link zum Film).


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Wissenswertes


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Generelle Unterschiede zwischen Buch und Film


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Parallelen zu "The Da Vinci Code - Sakrileg"

(Ausarbeitung von Moritz Gretzschel)

Ausgelöst durch das Anlaufen der Verfilmung im Mai 2006 ist Dan Browns Buch "The Da Vinci Code" (deutsch: "Der Sakrileg") wieder in aller Munde.

Ohne Brown im Folgenden des Plagiats bezichtigen zu wollen(das haben ja die Autoren des Buchs "Der Heilige Gral und seine Erben", auf das bei Brown auch ausdrücklich Bezug genommen wird, bereits gerichtlich getan), gibt es in der Dramaturgie des Buchs einige erstaunliche Parallelen zu "Die purpurne Flüssen".

Dies legt die Vermutung nahe, dass Brown das Buch Grangés und/oder die Verfilmung kannte und bewusst oder unbewusst ein paar Handlungselemente übernommen hat. Ein paar dieser Parallelen sind derart ausgeprägt, dass es sich schon um einen großen Zufall handeln müsste. Womöglich hat Brown sogar ganz bewusst ein paar versteckte Hinweise (wären nicht die einzigen...) in sein Buch eingebaut. Ob all diese Parallelen nun Zufall sind oder nicht, mag jeder für sich entscheiden. Abschließend beantworten würde es nur Dan Brown können.

ACHTUNG SPOILER: Wer weiterliest, nimmt sich einen Teil der Spannung, sollte er eines der beiden Bücher noch nicht kennen!

Zeitrahmen:

Die ganze Handlung beider Bücher spielt quasi in Echtzeit in weniger als 48 Stunden, während derer die Akteure nicht schlafen. Es handelt sich um hektische "Schnitzeljagden" über z.T. weite Entfernungen.

Handlungsstränge:

Beide Bücher blenden drehbuchartig rasant zwischen mehreren Handlungssträngen hin und her, die erst im Laufe der Handlung zusammengeführt werden.

Morde und Verschwörung:

Beidesmal führt eine Serie aktueller Mordfälle zur Aufdeckung einer länger zurückliegenden Verschwörung. Die Suche nach den Mördern gerät zunehmend zur Suche nach dem Geheimnis dieser Verschwörung.

Drapierte Leichen:

Beidesmal beinhaltet eine höchst ungewöhnliche Zurichtung und Arrangierung von Leichen wichtige Hinweise für die Schnitzeljagd (im "Sakrileg" bezogen auf Saunière; noch viel stärker ist dieses Element allerdings in Browns "Illuminati" ausgeprägt).

Jean Reno:

In beiden Verfilmungen ist Jean Reno die ideale Besetzung des Hauptermittlers. Das Auftreten eines bestimmter Schauspieler in der jeweiligen Filmversion erscheint zunächst natürlich als willkürliches und abwegiges Argument für eine vermeintliche Verbindung zwischen den zugrundeliegenden Romanen. Laut imdb.com habe jedoch Jean Reno geäußert, dass Brown die Rolle des Bezu Fache bereits mit ihm vor Augen geschrieben habe.

Da das Buch "Sakrileg" 2003 erschien, ist zumindest nicht auszuschließen, dass Brown beim Schreiben an den 2000 erschienenen Film "Die Purpurnen Flüsse" gedacht hat.

Nonne:

Beidesmal ist in einer kleinen Nebenrolle eine Nonne Hüterin des Geheimnissen bzw. Werkzeug zu seiner Verschleierung.

Roland Garros:

Beide Bücher spielen in Frankreich, doch das will freilich wenig heißen. Auffälliger (und für einen Zufalls deutlichunwahrscheinlicher) ist da schon, dass beidesmal das Tennisstadion Roland Garros Erwähnung findet. Speziell bei Brown geschieht dies ohne unmittelbare Notwendigkeit und zudem geografisch unrichtig. Vielleicht hat Brown damit ganz bewusst einen versteckten Hinweis eingebaut?

Fanny und Sophie:

In der Darstellung der weiblichen Hauptfigur Fanny bzw. Sophie kann man, wenn man will, eine Ähnlichkeit in ihrer kraftvollen, natürlichen Weiblichkeit erkennen.

Blutlinie:

"Die purpurnen Flüsse" und der arkadische Strom (wie er zumindest in Browns Quelle "Der heilige Gral und seine Erben" genannt wird) sind beides sehr ähnliche Umschreibungen für eine im Verborgenen gehütete Blutlinie, die sich als das eigentliche Geheimnis der Verschwörung entpuppt.

Geheime Herkunft:

In beiden Büchern entpuppt sich die weibliche Hauptperson (Fanny bzw. Sophie) überraschend aufgrund ihrer leiblichen Herkunft selber als der Schlüssel zum Geheimnis.

Verkehrsunfall:

Im Kindesalter beider diente jeweils ein (ganz oder teilweise fingierter) Verkehrsunfall zum Untertauchen eines Teils der Familie, um totgeglaubt mit geänderter Identität aus dem Blick der Verfolger zu gelangen, bevor diese die geamte Familie auslöschen können.

Geschwister:

Beide haben einen seit dem Unfall im Verborgenen lebenden Geschwisterteil, der erst ganz am Ende der Handlung völlig überraschend auftaucht.